Reinhart Josef
Als
Bauernkind aufgewachsen auf einem Hof im Galmis, einem kleinen Tal, durch
das die Strasse von Rüttenen nach Balm bei Günsberg führt,
wirkte er ab 1894 als Lehrer in Niedererlinsbach und später in Schönenwerd.
Nach ersten poetischen Versuchen in der Zeitschrift der Studentenverbindung
Wengia veröffentlichte er 1897 seinen ersten Gedichtband Liedli ab
em Land und vier Jahre später mit beachtlichem Erfolg die Gschichtli
ab em Land. 1903 konvertierte der gebürtige Katholik zur Christkatholischen
Kirche. In den folgenden Jahren wuchs Reinharts Bekanntheit mit der Veröffentlichung
weiterer Novellen und Gedichte in solothurnischem Schweizerdeutsch sowie
zunehmend auch hochdeutscher Erzählungen.
1912 übersiedelte Reinhart mit seiner Familie nach Solothurn, nachdem
er als Deutschlehrer ans dortige Lehrerseminar gewählt wurde. Als Mitherausgeber
verschiedener Zeitschriften und Schriftenreihen, durch sein Engagement bei
der Organisation kultureller Veranstaltungen sowie in der Jugend- und Erwachsenenbildung,
aber in erster Linie durch seine fortgesetzte schriftstellerische Tätigkeit
– in der er sich im Bereich der Volksdichtung wieder stärker
der Mundart zuwandte, die sich jedoch auch auf biographische und allgemeinbildende
Werke für die Jugend (in deutscher Sprache) erstreckte – wurde
Josef Reinhart in der Stadt, in der er fortan lebte, zu einer sehr geachteten
Persönlichkeit. Von 1924 bis 1927 war er Altgeselle (Vorsitzender)
der Töpfergesellschaft Solothurn, einer 1857 gegründeten Vortragsgesellschaft.
Sein Wirken wurde durch verschiedene Ehrungen gewürdigt, unter anderem
erhielt er 1936 einen Doktortitel ehrenhalber der Universität Bern.
Von 1944 bis 1955 erschien im Verlag Sauerländer eine elfbändige
Reinhart-Gesamtausgabe. Der 1945 in den Ruhestand getretene Autor veröffentlichte
bis zu seinem Tod im Jahre 1957 zudem zahlreiche Artikel in Zeitungen und
Zeitschriften. 1952 gewann er den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung.
Josef Reinhart starb am 14. April 1957 an den Folgen eines einige Tage zuvor
erlittenen Hirnschlages. Er ist in einem vom Kanton gestifteten Ehrengrab
auf dem Friedhof St. Niklaus bestattet.
Der Nachlass von Josef Reinhart befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv
in Bern.